TaKeTiNa und Psychotherapie
Die Entdeckung neuer Möglichkeiten im Rahmen einer therapeutischen Beziehung kann durch TaKeTiNa und Feldenkrais wirksam unterstützt werden, denn im Säuglings- und Kleinkindalter, in dem die frühen Prägungen entstanden sind, war das soziale Lernen ebenfalls eingebettet in die allgemeine Entwicklung der Selbststeuerung.
Jede konkrete, körperliche Erfahrung, in der etwas gelingt, was jemand sich zunächst nicht zugetraut hätte, stärkt das Selbstvertrauen. Dies geschieht in TaKeTiNa- und Feldenkrais-Prozessen ständig. Menschen, die sich festgefahren fühlen, erfahren dadurch, dass Veränderung möglich ist und Fehler für Verbesserungen genutzt werden können. Solche Erlebnisse vermitteln daher zugleich mehr Gelassenheit und eine mildere, freundlichere und humorvollere Einstellung gegenüber den vermeintlichen eigenen Unzulänglichkeiten.
Dass chaotische Phasen und Krisen zu jedem Entwicklungsprozess dazugehören, wird mit TaKeTiNa und Feldenkrais so konkret und letztlich positiv erlebt, dass es den Teilnehmern leichter gelingt, negative Selbstbewertungen loszulassen und einer neuen Entwicklung Raum zu geben.
In Feldenkrais-Lektionen bedeutet Bewegungslernen, im TaKeTiNa-Prozess musikalisches Lernen immer auch einen menschlichen Lernprozess. Denn das, was den „Flow“ im Leben allgemein behindert, spiegelt sich in der Bewegungsorganisation als Stocken oder Ungleichmäßigkeit und im TaKeTiNa Prozess als musikalisch-rhythmisches Problem wider und kann durch koordinatorische oder rhythmisch-musikalische Arbeit transformiert werden.
Aus diesem Grund wird sowohl Feldenkrais als auch die TaKeTiNa-Rhythmuspädagogik bei verschiedenen Therapiemethoden unterstützend eingesetzt.
Dieses Setting rhythmischen Lernens bietet [...] die Gelegenheit, Konditionierungen aufzulösen und neue Geschichte zu schreiben.Menschen in akuten Krisensituationen oder depressiven Menschen fehlt der Kontakt zum Boden sowie der Zugang zur lebendigen Flexibilität. Den Ausdruck „bodenlose Angst“ kann man also wörtlich nehmen: Es ist ein Zustand, in dem man der Angst nichts mehr entgegenzusetzen hat. Die meisten bewegen sich entweder erregt oder wirken wie eingefroren. Wenn es gelingt, diese Menschen in einen Rhythmus einfacher Schritte zu führen und sie an die Kraft des rhythmischen Feldes anzubinden, setzt eine dynamische Erdung ein, durch die sich beide Extreme – die Übererregbarkeit und das Eingefroren-Sein – allmählich balancieren. Die Menschen werden lebendig, ihre Augen fokussieren wieder. An diesem Punkt ist die erste Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich die Depression oder die Starre lösen können.Reinhard Flatischler