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essentielles lernen

 

 

Essentielles Lernen – einfach machen

Von Deinen Sinnen hinaus gesandt, geh bis an deiner Sehnsucht Rand
R. M. Rilke

Ob in der Feldenkrais-Arbeit, in der TaKeTiNa-Rhythmusarbeit oder in der persönlichen Beratung – immer geht es um genaue Wahrnehmung, Differenzierung und eine neuen Integration des Selbstbildes auf höherem als dem vertrauten Niveau. Dies gilt für die Behandlung körperlicher Beschwerden wie Rücken- oder Schulterschmerzen ganz genauso wie für neue Impulse im Bereich der High Performance, in der Arbeit also mit professionellen Musikern, Schauspielern oder anderen, die führend sind in ihrem Fach.

Begabungen drücken sich nicht unbedingt in dem aus, was Menschen gut können, immer aber in dem, worauf sich eine tiefe Sehnsucht richtet.* Um etwas, das wir als in uns angelegt spüren, zur Blüte zu bringen, können wir jederzeit an unser frühestes und schnellstes Lernen anknüpfen, das ganz und gar sinnlich war, eingebettet in Bewegung und körperliche Erfahrung. Dieses Lernen dringt zugleich in die Essenz dessen vor, was gelernt wird, und berührt das Wesen dessen, der lernt. Als komplexe, vielschichtige Integration aller Ebenen der Erfahrung ist es Lernen im umfassendsten Sinn. Essentielles Lernen. * Vgl. die Schriften von Barbara Sher.

In der Tat beschränkt sich das Lernen nach der Pubertät oft auf das Erwerben praktischer und fachlicher Kenntnisse, während die eigentliche, d. h. die nicht spezialisierte Weiterentwicklung nur zufällig und in Ausnahmefällen fortgesetzt wird. Als Ausnahmefall und als außerordentlich gilt, wer sein Ich-Bild weiter verbessert, um dessen Maximalumfang oder Potential, das einem jeden innewohnt, näherzukommen.    Moshé Feldenkrais Der innere Lehrer – der Gegenspieler des „inneren Nörglers“ - [...] kommt aus der uns innewohnenden Weisheit, die uns in Lern- und Entwicklungsprozessen unterstützt. Er ist gelassen und ausdauernd, humorvoll und macht neugierig auf das Leben. TaKeTiNa kann durch Selbstbegegnung in Rhythmus Zugang zu diesem inneren Lehrer schaffen. Der Lernende wird so unabhängig von Außenbestimmung und kann von jedem lernen, der ihm begegnet.     Reinhard Flatischler

 

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Einfachheit und Komplexität

Lernen, das die Entwicklung voranbringt, vollzieht sich meistens nicht gleichmäßig linear vom Einfachen zum Schwierigen, sondern in Vor- und Rückschritten, in Sprüngen und ständigem Wechsel zwischen Ordnungs- und Chaosphasen, aus denen dann, oft plötzlich, neue Ordnung hervorgeht.

Diese Steigerung der Komplexität ist der Schlüssel zu erlebter Einfachheit. Ein Beispiel: Die Bauweise der ersten Automobile war verglichen mit den heutigen gar nicht komplex, ihre Bedienung aber ziemlich kompliziert: man musste sie anschieben oder den Motor ankurbeln, bevor man damit fahren konnte. Heutzutage ist die Bedienung der Maschine so viel einfacher, weil ihre interne Organisation um so vieles komplexer geworden ist. Gleiches gilt für Bewegungssteuerung und rhythmisch-musikalische Kompetenz.

Wenn ein Hinkender, jemand also mit einem komplizierten Gangbild, mich um Hilfe bittet, besteht diese vor allem darin, seine Selbstwahrnehmung und seine Selbststeuerung zu verfeinern, zu differenzieren. Gelingt es, die Bewegungsorganisation komplexer werden zu lassen, so kann er wieder einfach gehen. Eben dies ist gemeint mit „einfach machen“.

 

Lernen im eigenen Zeitmaß – nichtlineares Lernen

Alles Lernen, das die Entfaltung der ganzen Persönlichkeit betrifft, geschieht im je eigenen Zeitmaß und nicht nach einem von außen vorgegebenen Plan. Es geschieht auch nicht linear, also gleichmäßig fortschreitend, sondern in Fort- und Rückschritten, chaotischen Phasen und solchen des scheinbaren Stillstands sowie plötzlichen Sprüngen auf ein neues Niveau. Lernen, das aus Erfahrung kommt und bleibende Änderung bewirkt, braucht seine jeweils individuelle Zeit, um sich in die Ganzheit eines menschlichen Wesens zu integrieren. Jeder noch so gut gemeinte Versuch, ein solches Lernen von außen oder innen zu beschleunigen, wird es behindern und verlangsamen. Wo aber Zeit und Raum gegeben wird für das je eigene Tempo, wird es schnell erstaunliche Ergebnisse zeitigen.

Das Lernen im eigenen Zeitmaß ist das ökonomischste Lernen überhaupt. [...] Die übliche Erfahrung ist: Wenn ich aussteige, bin ich draußen, abgeschnitten, und wenn ich wieder einsteigen will, dann sind die anderen schon weiter als ich und ich komme nicht mehr mit. [...] Im TaKeTiNa-Prozess hingegen ist ein längerfristiges Aussetzen nicht nur möglich, sondern sogar effektiv. Der Schrittrhythmus bleibt über die ganze Zeit unverändert. Das ist wie ein offenes Tor, durch das man immer wieder zurückkommen kann, auch wenn sich die Rhythmen im Klatschen und in der Stimme weiterentwickelt haben. In TaKeTiNa lernt man also in einer „Umgebung“, die einen einlädt, im eigenen Zeitmaß zu bleiben. Reinhard Flatischler