Menü
Michael Schruender
Menü

Feldenkrais und Psychotherapie

Die Entdeckung neuer Möglichkeiten im Rahmen einer therapeutischen Beziehung kann durch Feldenkrais und TaKeTiNa wirksam unterstützt werden, denn im Säuglings- und Kleinkindalter, in dem die frühen Prägungen entstanden sind, war das soziale Lernen ebenfalls eingebettet in die allgemeine Entwicklung der Selbststeuerung.

Jede konkrete, körperliche Erfahrung, in der etwas gelingt, was jemand sich zunächst nicht zugetraut hätte, stärkt das Selbstvertrauen. Dies geschieht in Feldenkrais- und TaKeTiNa -Prozessen ständig. Menschen, die sich festgefahren fühlen, erfahren dadurch, dass Veränderung möglich ist und Fehler für Verbesserungen genutzt werden können. Solche Erlebnisse vermitteln daher zugleich mehr Gelassenheit und eine mildere, freundlichere und humorvollere Einstellung gegenüber den vermeintlichen eigenen Unzulänglichkeiten. Dass chaotische Phasen (Krisen) zu jedem Entwicklungsprozess dazugehören, wird mit Feldenkrais und TaKeTiNa so konkret und letztlich positiv erlebt, dass es den Teilnehmern leichter gelingt, negative Selbstbewertungen loszulassen und einer neuen Entwicklung Raum zu geben.

In Feldenkrais-Lektionen bedeutet Bewegungslernen, im TaKeTiNa-Prozess musikalisches Lernen immer auch einen menschlichen Lernprozess. Denn das, was den „Flow“ im Leben allgemein behindert, spiegelt sich in der Bewegungsorganisation als Stocken oder Ungleichmäßigkeit und im TaKeTiNa Prozess als musikalisch-rhythmisches Problem wider und kann durch koordinatorische oder rhythmisch-musikalische Arbeit transformiert werden. Aus diesem Grund wird sowohl Feldenkrais als auch die TaKeTiNa-Rhythmuspädagogik bei verschiedenen therapeutischen Anwendungen unterstützend eingesetzt.

Anfang der vierziger Jahre hatte Feldenkrais beobachtet, dass psychiatrische Behandlung eine dauerhafte Wirkung nur dann erzielt, wenn zugleich eine Änderung im Körperverhalten eintritt. Geschah dies nicht, so war die Behandlung ein hinausgezogener rein verbaler Vorgang ohne effektive Wirkung auf Dauer: seitens des Patienten war und blieb die Sprache ohne Realitätsbezug – wie wenn man Wörter aus einer Sprache in eine andere übersetzt, ohne den Sinn der Sätze zu verstehen, oder, anders gesagt, als verstünde man nicht, was man weiß. Denn das Verstehen zeigt sich im Gebrauch, den man vom Wissen macht.
Franz Wurm